Ein Plädoyer für Software-Intelligenz

Künstliche Intelligenz ist das Thema der Stunde, doch nur wenige Unternehmen wissen bisher um die großen Chancen und Vorteile dieser Technologie. Mit künstlicher Intelligenz können Prozesse automatisiert, Fehler auf ein Minimum reduziert und Freiräume für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschaffen werden. Freiräume für mehr Kreativität, mehr Effizienz und mehr Motivation. Starre Hierarchien, fehleranfällige Praxis und hoher Verbrauch von Ressourcen werden nach und nach durch Künstliche Intelligenz in die Vergangenheit verbannt.

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Algorithmische Entscheidungen – besser, effizienter, unabhängiger

„Entscheidungen treffen“ und „Fehler machen“ hängen beim Einsatz künstlicher Intelligenz untrennbar zusammen. Fehler sind die Basis, um daraus Erkenntnisse zu gewinnen und Entscheidungen fundierter treffen zu können. Lernende Algorithmen erfassen enorme Mengen an Daten – und folgen dem programmierten Ablauf der Software. Auf Basis dieses Ablaufs werden Entscheidungen getroffen, zu Beginn geschehen auch Fehler. Menschen oder andere Algorithmen entdecken diese Fehler und korrigieren sie. So entsteht ein Feedback-Zyklus, lernende Algorithmen passen ihre Entscheidungsparameter an. Im nächsten Durchlauf kommt die veränderte Konfiguration zum Einsatz und derselbe Fehler geschieht kein zweites Mal. Dieses Grundprinzip führt dazu, dass künstliche Intelligenz nach und nach Entscheidungen immer unabhängiger – auf Basis aller verfügbaren Daten – und immer besser trifft. Fehler werden dabei auf ein Minimum reduziert.

Im Bewusstsein dessen, dass die von der Software-Intelligenz getroffenen Entscheidungen mit hoher Perfektion getroffen werden, entstehen daraus für Unternehmen ungeahnte Vorteile. Auf künstlicher Intelligenz basierte Unternehmen bewegen sich damit in völlig neuen Dimensionen, losgelöst von alten End-to-End-Prozessen. Prozesse werden schneller, arbeiten präziser und auf Basis vielfältiger Daten, die Kapazität übersteigt dabei das menschliche Auffassungs- und Verarbeitungsvermögen um ein vielfaches. Zudem ermüdet die Software nicht, braucht keine Pausen, keinen Schlaf und kein Wochenende. Unternehmen steigern so ihre Effizienz und senken die Kosten. Prognosen gehen davon aus, dass die Arbeitsproduktivität von Unternehmen durch den gezielten Einsatz von Künstlicher Intelligenz bis ins Jahr 2035 um etwa 37 % steigen wird (vgl. Europäisches Parlament, 2020). Bei selbstfahrenden Unternehmen, die diese Entwicklung besonders intensiv vorantreiben sind bis zu 80 % möglich.

Organisationsformen neu denken

Unternehmen sehen sich wachsenden Herausforderungen – von außen wie auch von innen – ausgesetzt. Sich stetig ändernde Marktbedingungen, neue Technologien und wachsende Konkurrenz, individuelle Wünsche der Kundinnen und Kunden. Klassische, streng hierarchisch strukturierte  Organisationsformen können nicht im gebotenen Tempo auf diese Einflüsse und Herausforderungen reagieren, sie sind in ihrem Handlungsfeld zu starr und träge. Diese traditionelle Organisationsform ist zudem fehleranfällig. Oft ziehen sich diese Fehler über lange Zeit über Abteilungen hinweg durch, werden vertuscht und im schlimmsten Fall erst dann entdeckt, wenn die ausführenden Personen das Unternehmen verlassen haben.

Lernende Software schließt diese Fehler von selbst aus bzw. korrigiert sie – nach einer Anfangszeit ohne menschliches Zutun. Agile Software-Intelligenz und ebenso agile Organisationsformen erlauben es, schnell auf geänderte Rahmenbedingungen zu reagieren und sich an Veränderungen anzupassen. Angesichts der zunehmenden Veränderungsgeschwindigkeit der Wirtschaft, immer mehr unerwarteter Störereignisse (Krieg, Pandemie) wird diese Fähigkeit zur Agilität und Resilienz immer wichtiger.

Ein wichtiger Punkt ist es dabei, dass Entscheidungen und Aufgaben vor dem Hintergrund klarer gemeinsamer Ziele dezentral vergeben und getroffen werden. Abteilungen und Hierarchien werden aufgelöst, es entstehen Teams mit einer großen Bandbreite verschiedener Expertisen. Diese können rasch und effizient Aufgaben erledigen, viel schneller als in den alten Organisationsformen. So kann sichergestellt werden, dass alle am selben Strang ziehen, damit steigt auch die Motivation aller Beteiligten. Nach und nach werden mit dem Einsatz von Software Intelligenz auch neue Organisationsformen gedacht und entwickelt werden, wie es zuletzt alleine durch die Digitalisierung mit den Online Startups erfolgt ist. KI Startups werden hier in völlig neue Sphären aufbrechen.

Prozesse neu denken – Tätigkeiten verlagern

Alle bisherigen End-to-End Prozesse eines Unternehmens können durch Künstliche Intelligenz neu gedacht werden – mit denkbar positiven Folgen. Automatisierte Entscheidungen der Algorithmen machen es möglich, das Humankapital auf eine andere, produktivere Ebene zu verlagern. Der Wegfall repetitiver Tätigkeiten – diese werde in Zukunft von Künstlicher Intelligenz durch die Software durchgeführt – führt unmittelbar dazu, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr Fokus auf ihre Kreativität und eigentliche Kompetenz setzen können. Die neuen, antihierarchischen und vernetzten Organisationsformen helfen auch dabei, Ziele fokussierter zu erreichen. Das steigert nicht nur die Effizienz, sondern auch die Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Sie werden zudem durch klare Zielvorgaben weiter motiviert. Die Aufgaben des Managements der Teams werden von charismatischen Teamleadern erfüllt, die ihr Team führen – ohne dabei in hierarchische Strukturen zu verfallen. Für die Motivation wichtig ist immer auch das „Warum“: Warum müssen bestimmte Ziele erreicht werden, warum sind bestimmte Tätigkeiten so wichtig? Jedes Mitglied eines Teams hat die Ziele im Blick – losgelöst von Abteilungen und Hierarchien. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können sich mit dem Wissen nach dem „Warum“ mit den Zielen identifizieren. Das wirkt zusätzlich motivierend und beeinflusst wiederum die Leistungen positiv.

Mehr Zeit – mehr Kreativität

Die Künstliche Intelligenz übernimmt die für Menschen langweiligen, lähmenden repetitiven, starren Aufgaben und schafft den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Freiraum dafür, ihre Fähigkeiten und Kompetenzen gezielt einzusetzen. Dabei wird es immer unbedeutender, wann diese Leistung erbracht wird. Starre Arbeitszeitmodelle – die den Erkenntnissen der Motivationspsychologie nach schon lange überholt sein sollten – brechen auf. Jede und jeder kann nach der individuellen Leistungskurve arbeiten. Dies führt zu mehr Zufriedenheit, mehr Work-Life-Balance, zu mehr Motivation und zu besseren Leistungen. Studien zeigen schon jetzt, dass die Qualität der Arbeit nicht unmittelbar mit der Anzahl an im Büro verbrachten Stunden zusammenhängt. Teilzeitkräfte beispielsweise arbeiten Untersuchungen zufolge an einem halben Tag rund 80 % des Arbeitspensums von Vollzeitkräften ab. Das liegt letztlich daran, dass sie sich in der Regel ihre Zeit besser und effizienter einteilen und so ihre Kompetenzen und Fähigkeiten effizienter einsetzen können.

Ressourcen nachhaltiger einsetzen

Die Wissenschaft geht heute davon aus, dass die Produktivität der Unternehmen durch den gezielten Einsatz von künstlicher Intelligenz enorm steigen wird. Ein enormes Potenzial, bedenkt man die immer höheren Anforderungen an Nachhaltigkeit. Diese beziehen sich dabei nicht nur auf ökologische Aspekte, sondern auf alle eingesetzten Ressourcen.

Das Humankapital – die Kenntnisse und Fähigkeiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – wird effizienter eingesetzt. Sie müssen ihre Zeit, wie oben beschrieben nicht mehr damit verschwenden, sich wiederholende Aufgaben abzuarbeiten, sondern können sich voll und ganz auf die Ziele des Unternehmens konzentrieren und ihre im Grunde weit höherwertigen Potenziale der Empathie und Kreativität entfalten. Gleichzeitig werden diese sich immer wiederholenden Aufgaben durch künstliche Intelligenz ebenso effizienter und besser erledigt. Fehler werden auf ein Minimum reduziert, die Effizienz auf ein Maximum gesteigert. Während Menschen am „Information Overflow“ scheitern, können Unmengen an Daten mittels intelligenter Software ungeahnten Nutzen und nie dagewesene Wertschöpfung generieren.

Auch Produktionsressourcen werden durch Künstliche Intelligenz effizienter und nachhaltiger eingesetzt. Das beginnt bei bedarfsgerechter Planung, optimierter Produktion und effizienter Verteilung. Mechatronische Roboter können exakte Durchlaufzeiten und optimierte Bedarfsplanung realisieren, Verschwendung wird minimiert. Zudem wird eine Produktion auf Bedarf realisiert, was wiederum Verschwendung reduziert. Die Abwicklung von Geschäftsprozessen kann ebenso von Künstlicher Intelligenz übernommen werden – in Ausnahmefällen werden diese jedoch immer noch durch menschliches Zutun ergänzt.

Dies alles bedeutet, dass Unternehmen insgesamt gleichzeitig erfolgreicher und nachhaltiger agieren können. Die Effizienzsteigerung wirkt sich nicht nur positiv auf monetäre Gewinne aus, sondern reduziert ebenso den Einfluss auf Umwelt und Klima – zum Wohle aller.

Künstliche Intelligenz in Unternehmen – Wo stehen wir?

Im Jahr 2022 nutzen nur rund 10 % der Unternehmen im deutschsprachigen Raum künstliche Intelligenz für ihre Zwecke (vgl. Gillmann & Jahn, 2022). Die Entwicklung zeigt zwar, dass immer mehr Unternehmen die Chancen solcher Technologien erkennen, der Anteil aber insgesamt noch sehr gering ist. Nach wie vor erkennen die meisten Unternehmen noch immer nicht die Vorteile, die Künstliche Intelligenz mit sich bringt.

Doch bereits der heutige Stand der Technik erlaubt flächendeckenden, übergreifenden Einsatz von Künstlicher Intelligenz, Voraussetzung ist, dass die Daten in maschinenlesbarer Form vorliegen. Der Weg bis zum vollautomatisierten, selbstfahrenden Unternehmen, weg vom analogen Unternehmen, beginnt also mit dem Abschied vom Papier und der Vernetzung von bisher isolierten Datentöpfen. Die Vision sind hochautomatisierte, selbstfahrende Unternehmen. Etwa 80 % der Entscheidungen werden durch Künstliche Intelligenz getroffen, Fehler dabei minimiert, die Effizienz laufend gesteigert. Der Geschäftserfolg wird durch in Echtzeit völlig aufeinander abgestimmte Funktionen, durch hundertprozentige Transparenz und Nachvollziehbarkeit maximiert.

Menschen erhalten dabei jedoch eine wichtigere Rolle als je zuvor. Sie werden befreit von Excel-Tabellen-Jobs, vom schweren Heben und Auflegen von Werkstücken in der Produktion, vom Suchen verlegter Belege und dem lästigen Dokumentieren von Prozessen für das Qualitätsmanagement.

Ihnen kommt eine kreative, empathische Rolle zu, die das Unternehmen auf Basis von großen Visionen weiter voranbringt.

Quellen

Europäisches Parlament (2022): Künstliche Intelligenz: Chancen und Risiken. Online verfügbar unter https://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/society/20200918STO87404/kunstliche-intelligenz-chancen-und-risiken (20.09.2022)

Gillmann, B. & Jahn, T. (2022): Starker Anstieg: Jedes zehnte Unternehmen in Deutschland nutzt KI. Online verfügbar unter https://www.handelsblatt.com/technik/strategisches-it-management/kuenstliche-intelligenz-starker-anstieg-jedes-zehnte-unternehmen-in-deutschland-nutzt-ki/28368006.html (27.09.2022)

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