Das selbstfahrende Unternehmen – Zusammenfassung des Buchs

In dem Buch das selbstfahrende Unternehmen, das 2021 im Springer Gabler Verlag erschienen ist beschäftigt sich unser CEO Florian Schnitzhofer mit einem Denkmodell, das aufgrund der aktuellen Entwicklungen bereits im Jahr 2035 in vielen Unternehmen Realität sein wird. Mit dem Buch sollen die faszinierenden Möglichkeiten intelligenter digitaler Technologien aufgezeigt werden und es soll ein breiter Diskurs eröffnet werden, der alle Aspekte dieses Wandels einschließt.

Die Geschichte der Menschheit ist in erheblichem Ausmaß von technologischen Entwicklungen gekennzeichnet. Ein Effekt begleitet die Menschen seit der Erfindung der Steinwerkzeuge: Alles, was technisch möglich ist und sich auch in der Praxis als sinnvoll erweist, wird in Folge auch verwendet. So kam es zur Verbreitung des Rads und zum Siegeszug von Dampfmaschine, Automobil und zuletzt des Personal Computers. All jene Völker, die diese Vorteile erkannten, konnten sich mittels der Nutzung dieser Technologien große Vorteile verschaffen.

Wir stehen an einer neuen Schwelle

Heute befinden wir uns wieder am Beginn einer großen Transformation. Die in den letzten 25 Jahren vollzogene globale Vernetzung von Daten schafft im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz Potenziale, welche die bisherigen technischen Revolutionen bei weitem übertreffen. Weiterhin rasch ansteigende Rechnerleistungen und selbstlernende Software-Algorithmen ermöglichen es bereits heute möglich, Unternehmensfunktionen weitgehend zu verselbstständigen. Damit verändern sich die Einsatzgebiete von Computersystemen grundlegend: Wenn bisher vor allem die Erfassung, Speicherung und Aufbereitung von Daten im Vordergrund stand, können diese Systeme heute autonom unter Einbeziehung nie dagewesener Datenmengen intelligente Entscheidungen treffen und diese mit enormer Geschwindigkeit ausführen. Damit verändert sich auch die Rolle der Menschen in den Organisationen. Ihre Aufgabe wird es mehr und mehr sein, die übergeordneten Strategien vorzugeben, über kreative Lösungsideen nachzudenken und eine gute Unternehmenskultur und Kommunikation sicherzustellen. Diese Kommunikation findet nicht mehr allein unter Menschen, sondern auch über vielfältigen Schnittstellen mit Computersystemen und Maschinen bzw. mechatronischen Robotersystemen statt. Damit werden die Menschen von lähmenden Routinetätigkeiten entlastet und können sich damit auf einer höheren Ebene entfalten.

Wer jetzt einsteigt, wird immer rascher beschleunigen

Die Veränderung hin zum selbstfahrenden Unternehmen hat bereits heute eingesetzt und wird sich noch in diesem Jahrzehnt erheblich beschleunigen. Aufgrund seiner interdisziplinären Erfahrung als Informatiker, Wirtschaftsingenieur und Strategieberater erkennt Florian Schnitzhofer die logischen Folgen, die aus den gegebenen technologischen Möglichkeiten resultieren – so wie Steve Jobs das IPhone anhand einer Vielzahl bereits bestehender Einzeltechnologien konfigurierte und damit das Kommunikationsverhalten der Menschen für immer veränderte.
Die Bezeichnung „selbstfahrendes Unternehmen“ ist bewusst plakativ gewählt, um mit der Analogie des selbstfahrenden Fahrzeugs ein möglichst klares Vorstellungsbild zu schaffen. So wie auch im Auto die einzelnen Bauteile intelligent zusammenwirken, sind es ihm selbstfahrenden Unternehmen hochgradig digitalisierte Teilfunktionen, die in Echtzeit miteinander kommunizieren und das Gesamtsystem mit nie dagewesener Präzision steuern.

Enorme Effekte für die Wertschöpfung

Die Methodik der Managementberatung von ReqPOOL leitet sich aus dieser Vision ab. Auf Grundlage einer präzisen Analyse der Gegebenheiten in den Unternehmen der Kunden werden vielfältige Potenziale aufgezeigt. Immer mehr Routinen und Prozessen können so digital gesteuert werden, der Mensch im Unternehmen wird für empathisch und kreative Aufgaben befreit. Dies führt zu einer enormen Entlastung der Mitarbeitenden – und gleichzeitig zu einer kontinuierlichen Steigerung der Wertschöpfung in den Unternehmen.

Der Weg zur Autonomie

Das selbstfahrende Unternehmen existiert in Teilen bereits heute und wird in größerem Maß bereits in wenigen Jahren Teil unserer Realität sein. Daher gilt es vorweg, die Vision hinsichtlich aller damit verbundenen Aspekte durchzudenken. Weit über den typischen Fokus eines üblichen Change-Projektes und die 5-Jahres-Strategie hinaus reicht die Vision vom selbstfahrenden Unternehmen erheblich weiter. Dabei sind vier, für das erfolgreiche Bestehen der Unternehmen elementare Dimensionen betroffen:
• Autonomie
• Nachhaltigkeit
• Resilienz und
• Humanität,
die in folgender Abbildung kurz beschrieben sind.

der Weg zur Autonomie

Jede einzelne diese Dimensionen leistet einen entscheidenden Beitrag zum Erfolg des Unternehmens beziehungsweise auch der Organisation, denn auch der gesamte Bereich der Verwaltung kann mittels der gegebenen Möglichkeiten grundlegend reformiert werden. Eine besondere Rolle spielt dabei die Autonomie. Das Unternehmen des Jahres 2035 agiert etwa zu 80 % autonom und trifft genau die Entscheidungen, die im Sinne seiner von Menschen entwickelten Strategie zielführend sind. Auf dem Weg zu dieser Autonomie werden verschiedene Stufen der technischen Reife erreicht. Die folgende Abbildung zeigt diese Autonomiestufen und vergleicht sie mit dem gut vorstellbaren Bild des selbstfahrenden Fahrzeuges.

der Weg zur Autonomie

Die Stufe Analog

Traditionelle Unternehmen, wie sie ja heute noch weitgehend bestehen, können hinsichtlich der Vision des selbstfahrenden Unternehmens bestenfalls als teildigitalisiert verstanden werden. Diese Einschätzung beruht auf ihrer historischen Entwicklung: In den vergangenen Jahrzehnten wurden einzelne Teilbereiche von Papier befreit und bereits vollständig digitalisiert. Mittlerweile verschicken wir E-Mails und verfügen über ein ERP System. Die Arbeitsweise in den Unternehmen beruht jedoch noch heute weitgehend auf den analogen Prinzipien. Damit bleiben erhebliche Potenziale ungenutzt. Wenn zum Beispiel Akten eingescannt und digitalisiert werden, müssen sie zwar nicht mehr in riesigen Archiven verstaut werden. Dennoch sind sie nicht in einer Weise aufbereitet, um vollständig automatisiert genutzt zu werden, da in den Unternehmen keine Software-Algorithmen bestehen, mit denen diese Daten gelesen, richtig interpretiert und weiterverwendet werden können. Eine erste Zwischenlösung besteht mittels des Einsatzes von Text und Bilderkennung. Damit kann die Semantik des Contents verstanden werden. Dennoch befinden sich die meisten Unternehmen noch immer in einer frühen Position zwischen der analogen und digitalen Welt: Nur statt Papier digitale Daten zu verwenden, ist vom Status des selbstfahrenden Unternehmen noch meilenweit entfernt.

Die Stufe Digital

Und diese Stufe zu erreichen, muss eine „echte“ Vitalisierung erreicht werden. Voraussetzung dafür ist, dass sämtliche Daten in einer Form vorliegen, die von Maschinen lesbar sind und sofort weiter verarbeitet werden können. Wenn 80 % aller Daten des Unternehmens in digitaler Form vorliegen, wird von Syntax und Semantik gesprochen. Anhand dieser Vorgabe kann rasch erkannt werden, dass diese Stufe in den meisten Unternehmen heute bei weitem noch nicht erreicht ist. Zum Beispiel ist eine eingescannte Lieferantenrechnung nur eine Bilddatei. Diese kann von einem Menschen, aber nicht von einem Computer gelesen und richtig interpretiert werden. Allerdings haben viele Unternehmen bereits damit begonnen, sich mit dieser Herausforderung auseinanderzusetzen. Bereits mit Erreichen dieser Stufe werden sie ihre Konkurrenz bereits weit abhängen.

Die Stufe Automatisiert

Stufe der Automatisierung beruht darauf, dass die dem Unternehmensgegenstand zugrunde liegenden Problemstellungen von Programmen selbstständig bearbeitet werden können. Die Entwicklung hin zur Automatisierung beginnt mit kleinen Teilbereichen und erstreckt sich hin zu Vollautomatisierung von etwa 80 % aller Funktionen im Unternehmen. So werden zum Beispiel die Ausgangsrechnungen nach elektronischer Prüfung der erbrachten Leistung ohne menschliches Zutun bereits vollständig in Datenform erstellt, zeitgleich übermittelt – und in Folge wird auch die korrekte Bezahlung vollautomatisiert geprüft. Die verbleibenden 20 % beruhen auf einzelnen Sonderfällen außerhalb der Routine. Diese werden auch weiterhin noch von Menschen erledigt.

Die Stufe selbstfahrend

Die Stufe „Selbstfahrend“ beruht auf allen vorausgehenden Stufen. Der Großteil aller Daten liegt in lesbarer Form vor und kann sofort von Programmen verarbeitet werden. Zusätzlich beruht die Stufe „Selbstfahrend“ darauf, das aufgrund von bisherigen Erkenntnissen aus der Historie des Unternehmens  intelligente Algorithmen in die Zukunft gerichtete Entscheidungen treffen. Diese Entscheidungen werden aufgrund von Lernprozessen immer besser. Damit können auch zunehmend Entscheidungen für Sonderfälle getroffen werden.

Unbeschränkte weitere Lernprozesse

Während die menschlichen Möglichkeiten des Erfassens und Verarbeitens von Informationen beschränkt sind, können die Algorithmen des selbstfahrenden Unternehmens immer mehr, annähernd unbegrenzte Datenmengen verarbeiten. Ist das gesamte Unternehmen strategisch richtig ausgerichtet, können Entscheidungen nicht nur ihn nie dagewesener Geschwindigkeit, sondern auch in ebensolcher Qualität getroffen werden. Die vollständige Vernetzung aller Teilbereiche des Unternehmens unter Einbeziehung aller externen relevanten Informationen sorgt dafür, dass sämtliche relevanten Daten in diese Entscheidungen einfließen. Gleichzeitig sind diese Entscheidungen jederzeit aufgrund ihrer vollständigen Transparenz nachvollziehbar. Ist die Stufe „Selbstfahrend“ erreicht, steigt die Kurve der Wertschöpfung weiter steil an.

Christian Buchegger

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